Oerlinghausen. Die Menschenschlange scheint kein Ende zu nehmen. Spielleiter Siegfried Weiß und Tochter Jennifer kommen kaum dazu, hochzuschauen. Im Minutentakt notieren die beiden Namen, vergeben Startnummern, verteilen die Skatfreunde aus ganz Ostwestfalen-Lippe und sogar darüber hinaus an insgesamt 16 Tischen im Saal des Bonhoeffer-Hauses. Zum ersten Mal.
"Wir haben mir vielem gerechnet, aber nicht mit einer solch großen Resonanz." Karl-Heinz Bubel, Vorsitzender des Skatclub Karo 7, zeigte sich sichtlich erfreut über das Interesse an der erstmals veranstalteten Oerlinghauser Skat-Stadtmeisterschaft. Beeindruckt war auch Rainer Vathke. "Dass ein so kleiner Verein in der Lage ist, eine Stadtmeisterschaft zu organisieren und auszutragen, das ist durchaus ungewöhnlich", bestätigte der Vorsitzende des Skatsportverbandes OWL aus Lemgo. Insgesamt gebe es 30 organisierte Vereine in der Region.
Hans-Friedrich Gutbrod siegt
Die Einzelwertung der ersten Oerlinghauser Skat-Stadtmeisterschaft und mit ihr den begehrten Pokal sowie 200 Euro Preisgeld (gesponsert von der Sparkasse Lemgo) hat Hans-Friedrich Gutbrod (70) mit 3.227 Punkten gewonnen.
Den zweiten Platz belegte Dieter Siekmann (3.067 Punkte). Er durfte sich über 150 Euro (von der Interessengemeinschaft Süd) freuen. Hubert Thamm wurde mit 3.051 Punkte Dritter. Er erhielt 100 Euro (gestiftet von Bubels Veranstaltungen).
Alle Sieger kommen vom Skatverein Lämershagen. In der Tandem-Wertung lag am Ende ebenfalls Hans-Friedrich Gutbrod gemeinsam mit Dietmar Lemke vorne. "Da wird sich meine Enkeltochter wahnsinnig freuen", sagte Gutbrod. Ihr will er seinen Preis, eine Ballonfahrt, schenken. Platz 2 belegten als Tandem Dieter Siekmann und Alfred Brunner, Platz 3 Ulrich Winter und Rainer Vathke. Am Freitag, 23. November, können sich erneut reizende Runden bilden. Der Skatclub Karo 7 lädt ab 19 Uhr zum Herbstpreisskat in das "Taormina" ein. (kap)

Vathke hatte zusammen mit Dr. Ursula Herbort die Schirmherrschaft übernommen. Kurz bevor die 63 Teilnehmer die Karten verteilten, betonte die Bürgermeisterin, dass die Bergstadt zwar viele Veranstaltungen zu bieten habe, "bislang aber noch keine Skat-Meisterschaft". Für die Stadt sei das eine große Ehre. "Die Idee ist große Klasse, die Resonanz noch viel toller." Für Beate Wegner, die aus Hannover kommend die weiteste Anreise
hatte, gab es eine Stadtchronik als Geschenk.
Das Turnier erstreckte sich über zwei Runden zu je 48 Spielen. Bei durchschnittlich zweieinhalb Stunden pro Runde wurde den Teilnehmern einiges an Konzentration und Sitzfleisch abverlangt. Rainer Vathke konnte am Ende von grandiosen Spielen, spektakulären und manchmal auch verblüffenden Spielzügen berichten. Er betonte aber auch: "Gespielt worden ist streng nach den Regeln des Deutschen Skatverbandes. Ohne Kontra und Re, was auch niemand der Anwesenden vermisste."
Wie schon so oft begegneten dem Verbandsvorsitzenden, der selbst teilnahm, auch im Bonhoeffer-Haus die "Glücksritter", "Maurer", "Schlafmützen" oder "Mehlmeier" – wie es in der Skatsprache für die Spieler dieser Varianten so schön heißt. Insgesamt, so Vathke, werde das Skatspiel zu 50 Prozent mit Glück und zu 50 Prozent mit Können entschieden.
Für den besten Oerlinghauser, der kein Mitglied im Deutschen Skatverein (DSKV) ist, hatte Vathke einen Sonderpreis mitgebracht: Peter Stojanovic, der 2.934 Punkte erspielte, wird im Januar an der Einzelmeisterschaft 2013 in Detmold teilnehmen. Veranstalter ist der Skatsportverband OWL – 49 (frühere Postleitzahl 49). Erfolgreiche Damen, Herren und Senioren können sich für die Landesmeisterschaft und die Deutsche Einzelmeisterschaft in Ulm qualifizieren.
Im kommenden Jahr feiert das Skatspiel übrigens den 200. Geburtstag. Begründer waren einige Honoratioren Altenburgs. In der thüringischen Stadt werden bereits seit 500 Jahren Spielkarten hergestellt.